Bolshevik Modernity in Collision with Islamic Culture:

Representations of Exclusiveness in the Soviet “Orient”

  • Jörg Baberowski

Abstract

Die Bolschewiki versuchten in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, die analphabetische Bevölkerung des sowjetischen Imperiums durch Praktiken der zeremoniellen Pädagogik zu erreichen und zu disziplinieren. Voraussetzung aller Integration aber war die Indigenisierung der lokalen Herrschaftsverhältnisse. Sie führte zu einer kulturellen Nationsbildung, die am Ende in einen Konflikt mit der sozialistischen Ordnungsstrategie geriet. Als die Bolschewiki im Kaukasus und in Zentralasien damit begannen, die lokalen Gesellschaften durch Erziehungskampagnen zu verändern, wurden die nationalen Eigenschaften der lokalen Gesellschaften in Frage gestellt. Der Konflikt um Souveränität und Deutungshoheit entzündete sich an der Frage, welche Funktion die Frauen in der neuen Gesellschaft spielen sollten. Sie sollten befreit werden, sagten die Bolschewiki. Sie sollten bleiben, was sie waren, sagten die Dorfbewohner, weil bolschewistische Frauen aufgehört hätten, Muslime zu sein. Der Tschador wurde zum symbolischen Streitobjekt der Kontrahenten, und in der Auseinandersetzung wurde er für die einen zu einem Symbol der Rückständigkeit und für die anderen ein Symbol nationaler Eigenständigkeit. In z. T. dramatischer Zuspitzung demonstrieren die Ereignisse im sowjetischen Orient, wie Repräsentationen die Welt nicht nur abbilden, sondern sie so verändern, daß nichts mehr ist wie zuvor.

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Published

2009

How to Cite

Baberowski, J. (2009). Bolshevik Modernity in Collision with Islamic Culture:: Representations of Exclusiveness in the Soviet “Orient”. omparativ, 19(2-3), 103–118. https://doi.org/10.26014/j.comp.2009.02/03.05