Abstract

In den 1930er Jahren war Harbin eine multikulturelle Stadt, in der Menschen aus mehr als 50 unterschiedlichen Nationalitäten mehr oder weniger friedlich zusammenlebten. Der multikulturelle Alltag mit all seinen Besonderheiten und Konflikten sowie die dynamischen Beziehungen zwischen Menschen so unterschiedlicher Herkunft machten Harbin zu einem außergewöhnlichen Ort, der auch heute noch das Interesse von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen weckt. Wie dieser Artikel zeigt, ermöglicht Sport einen einzigartigen Einblick in die komplexen, vielschichtigen und zeitweise durchaus konfliktgeprägten Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der Stadt Harbin. Dieser Artikel versucht anhand von Sport Prozesse der Grenzüberschreitung und Grenzziehung zwischen den verschiedenen nationalen Bevölkerungsgruppen im sozialen Geflecht Harbins der 930er Jahre zu beleuchten, indem das eigentliche Spielfeld oder der Sportplatz als städtischer Raum (urban space) konzeptualisiert wird – also als ein gemeinschaftlicher Raum (common space) oder eine Kontaktzone, wo sich Vertreter der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sowohl auf als auch außerhalb des Platzes begegneten. Mit Blick auf die multikulturelle Zusammensetzung der Bevölkerung, die wiederholten Machtwechsel und Auseinandersetzungen über die Identität Harbins waren sowohl die Ausgestaltung des als auch das Verhalten im städtischen Raum von größter Bedeutung. Dies führte häufig zu Konflikten. Ich argumentiere, dass aufgrund seiner besonderen Charakteristika das Spielfeld zu einem gemeinschaftlicher Raum werden konnte, auf dem ansonsten klar definierte Grenzen verschoben oder zumindest zeitweise aufgehoben werden konnten.

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Published

2012

How to Cite

Hohler, S. (2012). Go Team Harbin.: Sports, Borders and Identity in the 1930s. Comparativ, 22(5), 60–71. https://doi.org/10.26014/j.comp.2012.05.05