Abstract

Der Beitrag geht davon aus, dass eine sowohl gegen innen (die japanische Gesellschaft) als auch gegen außen (die Kolonie Taiwan) gerichtete Zivilisierungsmission die Strafrechtsreformen in Meiji-Japan und die Bestrafungen in der Kolonie Taiwan prägte. Als Teil von Selbstzivilisierungsbestrebungen erneuerte Japan sein Strafrecht erst nach chinesischem und dann nach europäischem Vorbild, um den ‚Westen’ von der eigenen ‚Zivilisiertheit’ zu überzeugen. Nach der Annektierung Taiwans standen die japanischen Politiker vor dem Dilemma, ein nichtwestliches und benevolenteres asiatisches Imperium schaffen zu wollen, sich aber trotzdem auf europäische Modelle zu beziehen. Die Untersuchung der Prügelstrafe in Taiwan zeigt, wie sich im Diskurs um die ‚Zivilisierung’ der Taiwanesen die Konnotationen der chinesischen Rechtspraktiken von ‚zivilisiert’ zu ‚barbarisch’ verkehrten und welche Konsequenzen dies für die koloniale Herrschaftspraxis hatte.

Available Formats

Published

2009

How to Cite

Heé, N. (2009). Japan’s Double Bind:: ‘Civilised’ Punishment in Colonial Taiwan. Comparativ, 19(1), 71–87. https://doi.org/10.26014/j.comp.2009.01.05