Abstract

Keine hundert Jahre lang durften christliche Missionare im 16. und 17. Jahrhundert sich in Japan aufhalten, ehe sie des Landes verwiesen wurden und das Christentum für über zweihundert Jahre verboten wurde. Der vorliegende Beitrag untersucht, wie das Christentum in Japan insbesondere von Buddhisten, den wichtigsten Dialogpartnern bzw. Konkurrenten, wahrgenommen wurde und welchen sprachlichen Niederschlag der Kontakt zwischen den beiden Religionsgemeinschaften im Japanischen fand. Während für viele christliche Termini bald Übersetzungsbegriffe geprägt wurden, wurde das Christentum insgesamt im Rahmen der bestehenden Terminologie gefasst: Noch die stärkste Ablehnung des Christentums erkannte implizit dessen kategoriale Kommensurabilität an, indem es als (wenn auch häretische) Sekte mit demselben Klassenbegriff belegt wurde wie die einheimischen Religionen auch. Die Religionspolitik des 7. Jahrhunderts trug dazu bei, dass dieser Sprachgebrauch – durch eine Erweiterung des extensionalen Sinns – wiederum Veränderungen in der bestehenden Terminologie hervorrief, die auch nach dem Verbot des Christentums nachwirkten. Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass die Bildung des heute in Ostasien verbreiteten Begriffs für „Religion”, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte, maßgeblich durch diese Vorgeschichte geprägt ist.
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2010

How to Cite

Krämer, H. M. (2010). “This Deus is a Fool’s Cap Buddha”:: ‘The Christian Sect’ as Seen by Early Modern Japanese Buddhists. Comparativ, 20(4), 75–97. https://doi.org/10.26014/j.comp.2010.04.05