Abstract
Der Aufsatz untersucht, auf welche Weise Ärzte im kolonialen Kontext den „Europäer“ dachten. Er nimmt dafür zeitgenössische Debatten über die Disposition bestimmter „Bevölkerungsgruppen“ für Krankheiten wie Malaria und Schlafkrankheit in den Blick sowie die Praxis der Malariabekämpfung in der Kolonie Deutsch-Ostafrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der „Europäer“ und „Farbige“ unterschiedlich behandelt wurden. Es wird gezeigt, wie „Europäer“ und „Farbige“ als Phänomene konstruiert wurden und immer wieder argumentativ und praktisch voneinander abgegrenzt werden mussten. Am Beispiel der dabei produzierten „Grenzfälle“ der „Goanesen“ und „Buren“ arbeite ich heraus, dass in der Idee des „Europäers“ das Konzept biologisch definierbarer „Rassen“ auch für Ärzte untrennbar mit Vorstellungen von „Kultur“ sowie mit Klasse verknüpft war.