Abstract

Die Einführung des von der UdSSR ausgehenden Auslandstourismus im Zuge der Chruščevschen Tauwetterpolitik bescherte den sowjetischen Autoritäten eine Reihe schwieriger Fragen: Wie ließen sich Bürger finden, die die Sowjetunion im Ausland würdig vertreten würden, wie konnten die Touristen während der Reise unter Kontrolle gehalten werden, und wie konnten Auslandsreisen propagandistisch genutzt werden? Vor dem Hintergrund dieser Fragen betrieben die staatlichen sowjetischen Tourismusorganisationen einen beträchtlichen Aufwand, um Auslandsreisen zu einem kontrollierbaren Element der Kulturdiplomatie zu formen. Der vorliegende Artikel befasst sich in diesem Kontext mit Momenten, in denen die Kontrollmechanismen zeitweilig nicht mehr griffen, etwa wenn Touristen aus den erwarteten Verhaltensmustern ausbrachen oder Mängel in der Reiseorganisation den reibungslosen Ablauf der Auslandsfahrten störten. Derartige Vorfälle waren mehr als nur Unregelmäßigkeiten in einer ansonsten geölten Inszenierungsmaschinerie – sie verwiesen auf strukturelle Probleme des Auslandstourismus, eines wichtigen Elementes der Außendarstellung in Zeiten des Kalten Krieges.

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Published

2014

How to Cite

Tondera, B. (2014). ‘Like Sheep’? Disobedience Among Soviet Tourists Travelling Abroad. Comparativ, 24(2), 18–35. https://doi.org/10.26014/j.comp.2014.02.02