Religious Space and the Shaping of Gender Encounters in African Christianity
Vol. 17 No. 5-6 (2007)
Herausgegeben von Adam Jones
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Herausgegeben von Adam Jones
„If she no Learn, she no Get husband.“ Christentum, Häuslichkeit und erziehung an der Female Institution der Church missionary society in Freetown, 1849 – 1880
Mitte des 19. Jahrhunderts erkannten die in Sierra Leone tätigen Missionsgesellschaften die Notwendigkeit von Sekundärerziehung für Mädchen. Trotz des Konsenses darüber gab es sowohl unter den neuen Lehrerinnen als auch unter den Eltern der Mädchen große Meinungsunterschiede. Diese bezogen sich zum Teil auf räumliche Aspekte – Standort der Schule, Organisation von Mahlzeiten –, aber auch auf die „vollständige moralische Transformation“, die man durch Sekundärerziehung erreichen wollte. Der Aufsatz befasst sich auch mit dem neuen sozialen Raum, der die Missionierung für europäische sowie afrikanische Frauen schuf.
Daheim und auswärts. Das schaffen eines weiblichen religiösen Raumes für anglikanische missionen im südlichen Afrika im 20. Jahrhundert
Missionarinnen verkörpern das Verhältnis Religion-Gender-Raum, denn sie verlassen den vertrauten Raum „zu Hause“ und bauen in der Fremde neue religiöse und kulturelle weibliche Räume auf, indem sie versuchen, ihr Glauben auf eine gender-spezifische Weise zu verbreiten. Der Aufsatz zeigt am Beispiel von fünf Anglikanerinnen aus Großbritannien, die zwischen 1907 und 1960 im Süd-Transvaal (Südafrika) bzw. in Mozambique missionarisch tätig waren, dass der sakrale Raum, der solchen Frauen zur Verfügung stand, sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausdehnte, ab Mitte des Jahrhunderts jedoch eher schrumpfte – teilweise wegen der Einführung von Apartheid, aber auch wegen des Strebens afrikanischer Frauen, sich von der Vormundschaft europäischer Missionarinnen zu befreien. Der Aufsatz zeigt eine raumbezogene Spannung zwischen einer hohen Wertschätzung der „Häuslichkeit“ und einer hohen Mobilität der Missionarinnen sowie der afrikanischen Christinnen, mit denen sie in Beziehung standen.
ein Raum zu riesig und still? Deutsche Diakonissinnen und das Patriarchat der Berliner mission im Transvaal unter Apartheid
Unverheiratete deutsche Missionarinnen, die während der ersten Jahrzehnte der Apartheid nach Südafrika kamen, fanden eine Missionsleitung vor Ort, die von älteren Männern autoritär dominiert wurde und sich weigerte, die Apartheidpolitik der im Jahre 1948 gewählten Regierung zu kritisieren. Am Beispiel einer einzelnen Missionarin aus Ostdeutschland versucht der Aufsatz, die vorhandenen Quellen zu hinterfragen und festzustellen, welche Möglichkeiten einer Frau offen standen, die in manchen Fragen die Annahmen der Missionsleitung nicht teilte.
„Angefochtenes Charisma“. Überlegungen zum entstehen und Verschwinden der Macht von Seherinnen in einer südafrikanischen unabhängigen Kirche
Wie andere afrikanische unabhängige Kirchen in Südafrika wird die Nazareth Baptist Church meist als eine von Männern dominierte Institution wahrgenommen, obwohl im rituellen Bereich Frauen gelegentlich eine Rolle zugeteilt wird. In der Vergangenheit haben jedoch einzelne Frauen einen erheblichen Einfluss als Prophetinnen oder „Engel“ gehabt, die behaupteten, Visionen vom verstorbenen Gründer der Kirche erhalten zu haben. Diese in Vergessenheit geratene Frauen ergriffen nicht nur Partei in den Machtkämpfen der männlichen Hierarchie der Kirche, sondern förderten bestimmte religiöse Ideen, vor allem die Forderung nach ritueller Reinheit.
Rede an die Konvertiten? Religion und Genderpolitik im AIDs-Diskurs in Südafrika
Die kirchlichen Hilfsgruppen, die sich in Südafrika mit der HIV-AIDS-Pandemie befassen, sind überwiegend weiblich. Der Aufsatz untersucht solche Gruppen im Kontext der Neukonfiguration des Verhältnisses zwischen Gender und Religion im Rahmen der Modernisierung. Auf der Basis einer in Kapstadt durchgeführten Feldforschung zeigt er das Potential von Religion – vor allem vom charismatischen Christentum – als Raum, in dem sich die sexuelle Genderdynamik transformieren kann. Die neuen Faith-Based Organisations schaffen Räume, in denen die Ungleichheiten von Männer- und Frauenmacht teilweise „neutralisiert“ werden und Frauen auf der Basis gemeinsamer Erfahrungen in die Lage versetzt werden, bestehende religiöse Räume zu betreten und auszunützen.
Aussagen über Armut und Wohlstand im charismatischen Christentum in Tansania
Der Aufsatz untersucht Zeugnisse von Frauen in der charismatischen Wiedererweckungsbewegung in Tansania und die geschlechtsspezifischen Erfahrungen von sozialem Leid, Armut und Wohlstand im Kontext des „Evangeliums des Wohlstandes“ (Faith Gospel) sowie der neoliberalen Ökonomie. Die Aussagen von Frauen in ländlichen und städtischen Gebieten Tansanias widerspiegeln wirtschaftliches und soziales Leid, aber durch Bekehrung und die Überzeugung, gerettet zu sein, erleben Einzelpersonen eine Transformation und Familien eine Umstrukturierung. Frauen, die sich der Bewegung anschließen, gewinnen anscheinend mehr als Männer, die es schwierig finden, die hohen Kosten langfristig zu tragen. Das Evangelium des Wohlstandes findet mehr Resonanz in den Städten, aber andererseits sehen sich Frauen auf dem Lande gezwungen, um Wunder zu beten.
Vom pato zur Wohnstube. Häuslichkeit, männlichkeit, religiöser Raum und alternative Archive im Ghana des 20. Jahrhunderts
Die Missionare, die vor 150 Jahren im heutigen Südwest-Ghana ankamen, fanden eine Form häuslicher Architektur vor, die weitgehend von Gender-Prinzipien geprägt war. Jeder, der es sich leisten konnte, baute in seinem Gehöft einen auf drei Seiten geschlossenen Plattform (pato), wo er Besucher empfangen konnte. Ebenfalls wichtig war der Raum, in dem die sakralen Hocker der matrilinearen Ahnen aufbewahrt wurden. Mit der Ausbreitung des Christentums im frühen 20. Jahrhundert entstand eine neue Klasse gebildeter Männer, die zwar im Einklang mit den Forderungen der Missionare zusammen mit der Ehefrau und den Kindern in einem Haus wohnten, aber innerhalb davon eine Stube hatten, die einen männlichen Raum darstellte. Sie übernahm sowohl die Funktion des sakralen Hockerraums (sie war mit christlicher Ikonographie geschmückt und diente unter anderem als Gebetsraum) als auch die des Besucherraums. Dieser Wandel in der Architektur widerspiegelte den Übergang zu einem neuen Männertypus
Egalitarian Structures and Cosmopolitan Outlook. ‚Modernity’ in the Professoriate and Universities of the Russian Empire
Russian universities were explicitly modelled on the „European example“. This article traces that productive adaptation of a foreign model to the Tsarist Empire, a development resulting in universities more egalitarian than their model, e. g. German universities where many Russian professors received their training. Though designed to educate and train, the universities gradually included research, eventually making this a major requirement for an academic career. Alhough they were state employees, just as their German peers, Russian professors were more eager to serve ‚society’ as opposed to the ‚state’. Their demands for university reform and a constitutional system resulted from the (relative) freedom they had experienced abroad. Final proof of their independence, in regard to both the Russian state and their German teachers, was given during World War I, when many professors kept aloof from chauvinistic undertakings and even declined to exclude enemy aliens from (honorary) membership in Russian academic institutions.
This article focuses on the discourse of backwardness as an aspect of what has been recognized as the dominant trope in east European historiography until the end of the twentieth century, namely nationalism. Through a survey of east European historiographies, it demonstrates how different notions of temporality are employed. Eastern Europe as a whole and the particular problem of east European nationalism have been constituted as historical objects of study very much on the pattern of anthropological objects, through structural models of „timeless“ theory and method and bracketing out time as a dimension of intercultural study. The article proposes a way to circumvent the trap of origins, which carries backwardness as its corollary, by introducing the idea of relative synchronicity within a longue durée framework. This allows the description of a period in terms of linear consecutive developments but also as a dialogical process without overlooking important aspects of short-term historical analysis involving sequential development, transmission, and diffusion.